Gott zeigt sein Bild nicht in einem Einzelwesen, genannt Mensch, sondern in zwei Wesen. Damit gehört zur Grundaussage des Menschen, dass er von Anfang an ein Wesen der Beziehung ist. Der isolierte Mensch ist kein Ideal. Erst in der bewusst aufgenommenen und aktiv gestalteten Beziehung werde ich, der ich bin. Beziehung selbst ist der Ort meines Selbstseins. Aber Beziehungen bestehen nicht nur zwischen Menschen. Wir stehen auch in Beziehung zur Natur, zu unserer Geschichte und so weiter. Jede Beziehung bedarf bewusster Gestaltung, um unser Menschsein zur Reife zu bringen. |
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Beziehung zu anderen „Das Ich wird zum Ich erst am Du.“ (Martin Buber) Beziehungsfähigkeit bedeutet Fähigkeit wie auch Bereitschaft zur Selbst-Mitteilung im Gespräch. Zu dieser Beziehung gehört meine Familie mit ihrer Geschichte, mein Freundeskreis, die Menschen, die mir begegnen. Dieser Haltung der Gesprächsbereitschaft steht gegen das Ideal der Selbstgenügsamkeit, die danach strebt, niemanden nötig zu haben. Beziehung zu mir selbst Ich bin nicht nur Begegnung mit Anderen, sondern bin auch jemand in mir, zu dem ich „Du“ sagen kann und vielleicht auch lernen muss! Und dieses „Du“ weiß so manches von mir, das ich nicht weiß, sondern von diesem Du zu lernen habe. Es ist wünschenswert, dass ein Mensch im Lauf seines Lebens beginnt, dieser eigenen und doch so fremden Stimme in sich aufmerksam zuzuhören. In den biblischen Texten wird gerade das Gebet – also das Reden vor Gott – zum Ort, an dem ich mit mir selbst rede. Ein Ort der Identitätsfindung ist uns gegeben: das Selbstgespräch vor dem Angesicht Gottes.
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Beziehung zu Gott Es ist Gott selbst, der in Jesus Christus sein Leben für uns gegeben hat. Es ist der Verlust der Transzendenz, der je eigenen und gemeinsamen Jenseitigkeit, der uns in den heutigen Tagen am empfindlichsten trifft. Es gibt letztlich keine Hierarchie der Beziehungsfelder. Gelungenes Menschsein ist das immer neu gewagte, manchmal geglückte und in allem zur Reife führende Zusammenspiel all jener Beziehungskreise, in denen wir leben. Ganzheit als Ziel unseres Menschseins würde bedeuten: Alle Teile stehen in gutem Wechselspiel zueinander. Alle Beziehungsfelder sind entwickelt und offen für immer weitere Entwicklungsmöglichkeiten. Kein Beziehungsfeld kann durch ein anderes ersetzt werden! Ich kann eine fehlende Naturbeziehung nicht mit einer intakten Selbstbeziehung kompensieren. Genauso wenig kann eine fehlende Selbstbeziehung durch eine intensiv gelebte Gottesbeziehung aufgewogen werden. . |